Blickwechsel

Pfingstferien sind angebrochen. Für viele Menschen ist diese Zeit in den letzten Jahren zur Urlaubszeit geworden, für andere ist Urlaub in diesen angestrengten Zeiten gar nicht mehr möglich. An Pfingsten feiern die Christen und Christinnen das Fest des Heiligen Geistes, kein einfaches Fest. Was ist das für ein Geist? Was bewirkt er? Wo wird er sichtbar?

Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart/Gregor Moser

In der Apostelgeschichte wird berichtet, dass er die Apostel wieder ins Leben zurückgebracht hat, heraus aus dem Raum, in den sie sich eingeschlossen hatten. Sie sind wieder unter die Leute, haben deren Leben geteilt, deren so verschiedene Sprachen verstanden, sie sind wieder auf die Beine gekommen.

Und heute? Vergangene Woche war Katholikentag in Stuttgart, ein Ort des Heiligen Geistes? Am Sonntag sind die Teilnehmer und Teilnehmerinnen nach 5 Tagen wieder aufgebrochen in den Alltag hinein. Was haben sie mitgenommen?

Ich bin nach Hause gefahren mit vielen Eindrücken, vielen Begegnungen, Musik in den Ohren, Bildern in der Erinnerung, reich beschenkt und gestärkt. Für mich waren diese Tage geisterfüllte Tage. Menschen haben sich ernsthaft auseinandergesetzt mit den Fragen der Zeit, sie haben die Finger in die Wunden der Kirche und der Gesellschaft gelegt, sie haben miteinander gerungen. Missbrauch in der Kirche, Klimawandel, Geschlechtergerechtigkeit, Krieg in der Ukraine und an anderen Orten in der Welt, gute Wege zu Frieden und Gerechtigkeit und vieles mehr waren die Themen. Auf Podien, in Diskussionen, in Gottesdiensten und Begegnungen wurden Antworten gesucht.

Wo solches geschieht, wo Menschen ihre Weltverantwortung wahrnehmen, wo der erste Blick nicht sich selbst, sondern der und dem Nächsten gilt, da wirkt Gottes Geist. Der Katholikentag in Stuttgart war ein solcher Ort, war in vielem schon Vorahnung von Pfingsten oder gar Pfingsten selbst.

Diese Zeit der Pfingstferien bietet die Möglichkeit, weiterzumachen, was in Stuttgart begonnen hat. Eine Zeit der Besinnung können sie sein, eine Zeit für den Blickwechsel hin zu den anderen.

Dekan Paul Magino