Hybride Familienfreizeit

Schon mehr als 15 Mal fuhren Familien aus dem Landkreis Esslingen zur Inklusiven Familienfreizeit im Feriendorf Schramberg, im Vorjahr wurde sie wegen Corona ersatzlos gestrichen. Jetzt nochmal? Das war für das Leitungstermin undenkbar, es dachte sich deshalb als Ersatz ein Hybridangebot aus.

Waldmandala, Foto: Ute Rieck

Unendlich mehr als nichts

Katholische Seelsorge bei Menschen mit Behinderung bietet hybride Familienfreizeit

Schon mehr als 15 Mal gab es die Inklusive Familienfreizeit im Feriendorf Schramberg, im Vorjahr wurde sie wegen Corona ersatzlos gestrichen. Jetzt nochmal? Das war für das Leitungstermin undenkbar, es dachte sich deshalb als Ersatz ein Hybridangebot aus.

Immer nach Ostern machen sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Landkreis Esslingen zur Inklusiven Familienfreizeit auf. „Die Vorfreude ist immer groß, die Freizeit sollte deshalb auf keinen Fall wieder ausfallen“, sagt Tobias Haas, er ist im katholischen Dekanat Esslingen-Nürtingen für die Seelsorge bei Menschen mit Behinderung beauftragt. „Diesen Anspruch haben wir im Februar im Leitungsteam formuliert.“ Doch wie sonst im Feriendorf Schramberg, das ging eindeutig nicht, was also tun?

Als neues Format wurde die „Familienfreizeit to go“ gefunden, die Familien nahmen von zuhause aus verschiedene Angebote wahr. Der eine Teil war online, der andere Teil draußen – zwar nicht gemeinsam, aber zu unterschiedlichen Zeiten an gleichen Orten oder zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten. Videoformate wurden so gestaltet, dass sie mit Aktivität verbunden waren: Ein paar Tanzschritte eingeübt, Musik eingespielt und schon wurde das Wohnzimmer mit Square-Dance geflutet. Es war für die Familien anschließend eine Freude, sich den Mitschnitt anzuschauen. „Wir haben versucht, möglichst viel Vertrautes anzubieten“, sagt Tobias Haas. „So funktioniert ein Morgenimpuls oder die Sandmanngeschichte am Abend auch online, weil viele Familien eine positive Erinnerung damit verbinden.“

Für die Familien wurde eine Aktionskiste gepackt. Sie enthielt auch das Grundmaterial für das Osterbacken mit dem Café Morlock. Dieses inklusive Café der Werkstätten Esslingen-Kirchheim (WEK) stellte drei Kameras und mit Katja Becker eine erfahrene Konditorin in ihre Backstube. Schon konnten auch Kinder mit Behinderung die Schritt-für-Schritt-Anleitung am Rechner gut nachvollziehen. Außerdem enthielt die Aktionskiste Bastelmaterial, einen persönlicher Gruß und Leckereien. Diese wurden vor allem abends gebraucht. So konnten die Erwachsenen beim traditionellen Kaminabend anstoßen, dieses Mal eben am Kamin zuhause. Der Spielraumgestalter Andreas Rieck stieß mit seinen Impulsen einen Gedankenaustausch darüber an, was Familien in diesen Zeiten Kraft gibt. Am nächsten Abend waren die Jugendlichen dran: Sie genossen bei ihrem Online-Spiele-Abend die Tradition, so lange aufzubleiben wie sie möchten.

Zu den Außenaktionen gehörte ein kreativer Osterweg in Esslingen-Zollberg. Ein andermal waren im Wernauer Wald Stationen verteilt, die die Sinne schärfen: Wenn auf einem Wegstück 20 mehr oder weniger getarnte Spielsachen zu finden sind und jede Familie ein Tortenstück in einem großen Waldmandala ausfüllt, wird der Wald zum Erlebnispfad. „So haben wir trotz Abstand Gemeinschaft erlebt“, sagt das Teammitglied Conni Guserle.

Ursprünglich war für den Abschluss das Improtheater Q-rage aus Ludwigsburg eingeladen. Dieses hat nun kurzerhand die wichtigsten Eindrücke der Freizeit abgefragt und im nächsten Livestream in ein improvisiertes Stück eingebaut. Einen Satz daraus nimmt Tobias Haas gerne als Fazit des hybriden Ersatzprogramms: „Selbst das Kleinste ist unendlich mehr als nichts.“

Text: Peter Dietrich