Interkulturelle Woche

"Vielfalt - das Beste gegen Einfalt": unter diesem Motto rufen katholische, evangelische und orthodoxe Kirchen bundesweit zur Interkulturellen Woche auf. Ziel dieser mittlerweile zum vierzigsten Mal stattfindenen Woche ist es, Kulturen zusammenzubringen, um das Miteinander zur stärken und Ängste abzubauen.

Und das ist gerade jetzt besonders wichtig. Das Thema hat durch die vielen Menschen, die nach Deutschland flüchten, erneut an Gewicht gewonnen. Die interkulturelle Begegnung aber ist immer wichtig, auch unabhängig von Flüchtlingen.

Für diese Begegnung stehen die fünf Klingelschilder. Fünf Klingelschilder, fünf Wohnungen. Auf diesen Klingelschildern sind nicht Namen, sondern Gesichter von Menschen zu sehen: lebendig, sympathisch. Sie lassen unterschiedliche Lebenssituationen und -geschichten ahnen. Um etwas von ihnen zu erfahren, muss ich klingeln – und hoffen, dass sie mich einlassen. Ich muss bei ihnen eintreten wollen; sie müssen bereit sein, mir zu öffnen. Ohne dass wir uns aufeinander einlassen, werden wir nicht zueinander finden und nichts voneinander erfahren.

Dieses Bild – Symbol für ein Faktum: Unsere Gesellschaft befindet sich in einem dynamischen Veränderungsprozess und ist ist geprägt von einer kaum überschaubaren Vielfalt. Der Begriff »interkulturell« ist vielschichtig: Menschen unterschiedlicher geographischer, ethnischer, kultureller, religiöser Herkunft und Prägung leben beieinander. Sie repräsentieren aber auch eine sich ausdifferenzierende Pluralität von Lebensstilen und -entwürfen, politischen, weltanschaulichen oder religiösen Überzeugungen, von Werthaltungen und sozialer Zugehörigkeit. Alle leben unter einem gemeinsamen Dach, in einem gemeinsamen Haus. Ein Haus ist mehr als eine Unterkunft – es ist ein Ort, der Heimat bietet, der schützt, der Gemeinschaft und Geborgenheit schenkt. Dieses Haus der Vielfalt symbolisiert eine Gesellschaft, in der Menschen mit einer großen Bandbreite von Hoffnungen und Erwartungen miteinander leben und das Gemeinwesen konstituieren.

Auch im Dekanat Esslingen-Nürtingen beteiligen sich Gemeinden und Gruppen daran, beispielsweise in Nürtingen. Am Sonntag 27.09.2015 lädt die Kirchengemeinde St. Johannes um 19:00 ins Katholische Gemeindehaus in der Vendelaustraße 28 zu einem Vortrag mit Diskussion zum Thema Interkulturell – Interreligiös. Das caritativ-soziale Engagement als Fundament kirchlichen Lebens. Mathew Paraplakal, indischer Herkunft, Krankenhausseelsorger, wird hier als Theologe und Islamkundler einen provokanten Impuls setzen.

Herzliche Einladung zur Vielfalt der Angebote – vielleicht auch bei Ihnen vor Ort.

Martin Schwer, Stellvertretender Dekan und Pfarrer von Nürtingen