Korn dreschen und sieben, Brot backen und teilen

Ein Tisch mit einem großen Holzkreuz, Kerzen und eine Bibel – das gehört ganz typisch zu einem Gottesdienst, auch wenn er auf Picknickdecken und auf den Streuobstwiesen des Freilichtmuseums Beuren gefeiert wird. Was aber sollte dort das leere Blechregal? Es stand für die Befürchtung, dass die Ressourcen nicht für alle reichen. Anhand der biblischen Erzählung von der „Speisung der Fünftausend“ durch Jesus ging es darum, was in so einer Situation nötig ist: das Vertrauen auf Gott und die Bereitschaft, mit anderen zu teilen. Jeder bekam eine Tüte mit einem kleinen Doppelwecken, den er nicht alleine verspeisen, sondern eine Hälfte an einen Nachbarn weitergeben sollte.

Wie Brot entsteht, darum ging es nach dem Gottesdienst bei verschiedenen Stationen auf dem Museumsgelände: Es wurde Getreide gedroschen und gesiebt, an der Windfege gekurbelt, im Backhäuschen wurden Brötchen gebacken und am offenen Feuer Stockbrot gegrillt.

Die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg hatte die „Rollende Kinderturnwelt“ aufgebaut, genauso beliebt bei den Kindern war die Rundfahrt mit einem alten Kramer-Traktor.

Eingeladen zu diesem Familientag mit dem Motto „Brot.Zeit.Fest“ hatten das Freilichtmuseum Beuren, das Katholische Dekanat Esslingen-Nürtingen, der Evangelische Kirchenbezirk Nürtingen, die Caritas-Kinderstiftung und die Katholische Seelsorge für Menschen mit Behinderung.

Beim Gottesdienst, der während des Tages gleich zweimal gefeiert wurde, wurde simultan in Gebärdensprache übersetzt. Die Texte waren in einfacher Sprache gehalten, die Lesung der „Speisung der Fünftausend“ wurde immer wieder von Zwischenrufen unterbrochen. Sie waren gewollt, denn es gab sechs große Tafeln, die immer wieder hochgehalten wurden. Zu jeder hatten die Zuhörer den passenden Ausruf eingeübt: „Oh nein!“ „Wie schön!“ „Es reicht nicht!“ „Was für ein Wunder!“

Der Familientag wurde bereits zum vierten Mal im Freilichtmuseum gefeiert. Am Nachmittag gab es diesmal in Kooperation mit dem evangelischen Bezirkskirchentag ein Mitmachkonzert mit dem Titel „Die Schöpfung“ und den beiden Holzwürmern Bohris und Bohra. Diese Holzwürmer beziehungsweise deren Darsteller Gabi und Amadeus Eidner waren aus Chemnitz nach Beuren gekommen.

Geteilt wurden außer Brot auch die beim Familientag gesammelten Spenden. Ein Teil geht an die Caritas-Kinderstiftung, die Kindern aus Familien mit wenig Geld Sport, Freizeitaktivitäten und Nachhilfe ermöglicht. Der andere Teil geht in ein Hilfsprojekt ins dürregeplagte Kenia.

(Auszug Presseartikel: Peter Dietrich)