Notfallseelsorge im Einsatz

"Das Pflaster für die Seele" bringen seit 15 Jahren Ehrenamtliche des Roten Kreuzes und hauptberufliche Seelsorgerinnen und Seelsorger der Kirchen, wenn Menschen in extreme Notlagen geraten.

Eine gelungene Zusammenarbeit der Kirchen mit dem Roten Kreuz, das feierten am 6. Februar 2011 zahlreiche Rettungskräfte, Seelsorger und Prominente. Anlass war das 15-jährige Bestehen des Notfallnachsorgedienstes des Deutschen Roten Kreuzes im Kreisverband Esslingen. Er war der erste Dienst dieser Art in Baden-Württemberg und bietet psychosoziale Unterstützung für Menschen in akuten Notsituationen.

Den Ausschlag für die Gründung des Dienstes gab ein Bild: Eine Rotkreuz-Helferin klammert sich nach dem Flugschau-Unglück von Ramstein an ihren Gruppenführer: „Wir haben Menschen in solche Einsätze geschickt, aber wir wussten nicht, wie wir ihnen danach helfen sollten, das Erlebte zu verarbeiten“, so der Mitbegründer des Notfallnachsorgedienstes, Herbert Kilgus, in seiner Ansprache beim Festakt. „Wir konnten innerhalb kürzester Zeit für viele Menschen medizinische Hilfe organisieren, aber das Pflaster für die Seele, das hatten wir nicht.“

Zu Beginn der Arbeit stand die „Hilfe für Helfer“ im Mittelpunkt der Arbeit. Bald kam aber auch die Hilfe für Menschen, die seelisch von Notfällen betroffen sind hinzu. Eine Zusammenarbeit mit der katholischen und der evangelischen Kirche wurde begonnen, die bis heute besteht und soeben in einem Kooperationsvertrag festgeschrieben wurde. Die Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes rücken in der Regel zusammen mit Notfallseelsorgern der Kirchen zu Einsätzen aus. Letztere sind Pfarrerinnen und Pfarrer, Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten und –referentinnen. Sie üben diese Aufgabe neben ihren dienstlichen Pflichten aus.

Die Feier begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Franziskanerkirche Esslingen. Dekan Paul Magino zeigte in seiner Predigt auf, dass es zum christlichen Selbstverständnis gehört, bei Menschen zu sein, die von einer plötzlichen Notlage betroffen sind. Zum Abschluss der Andacht dankten die koordinierenden Notfallseelsorger den Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes für ihre verlässliche und engagierte Arbeit und überreichten als Zeichen des Dankes Rosen. Es schloss sich ein Festakt an, der die Arbeit des Dienstes würdigte, der mittlerweile den Übertitel "Psychosoziale Notfallversorgung" trägt.

1562 Einsätze habe der Notfallnachsorgedienst Esslingen in den vergangenen 15 Jahren meist im Verborgenen geleistet: „Wir sind an 365 Tagen im Jahr, Tag und Nacht in Bereitschaft“, betonte Manuela Diehl aus der Leitungsgruppe. Die rund 20 Ehrenamtlichen suchen noch Verstärkung: Wer sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit interessiert, sollte ein gutes Einfühlungsvermögen besitzen und psychisch belastbar sein. In drei Wochenendeseminaren und einer längeren Hospitation werden die Einsatzkräfte gründlich auf ihre Arbeit vorbereitet. In den monatlichen Fortbildungen spielen neben der Vermittlung von Fachwissen auch die Einsatznachbesprechung und der persönliche Kontakt untereinander eine wichtige Rolle.