Österliches Öl

In der Karwoche werden die heiligen Öle in die Kirchengemeinden des Dekanats Esslingen-Nürtingen gebracht. Dazu findet am Dienstag, 15. April 2014 um 18.30 Uhr im Münster St. Paul in Esslingen ein Gottesdienst, die so genannte Ölmesse statt, zu der Interessierte eingeladen sind. In der Feier werden die Öle, die am Tag zuvor in Rottenburg durch den Bischof geweiht wurden, durch Dekan Paul Magino an die Pfarreien weiter gegeben.

Am Ostermorgen brechen die Frauen aus dem Umfeld Jesu auf zu seinem Grab. Nach der hastigen Beisetzung am Karfreitag wollen sie die Salbung seines Leichnams nachholen. Dann die Überraschung: das Grab ist leer, der Herr ist auferstanden. Etwas im Schatten des Ostereignisses stehen die heiligen Öle. Was hat es mit ihnen auf sich. 

 

Verwendung der heiligen Öle

Öle finden bei verschiedenen Ritualen in der katholischen Kirche Verwendung:

·        Bei der Taufe: Auf das Übergießen mit Wasser folgt bei einer katholischen Taufe die Salbung des Scheitels mit Chrisam.

·        Bei der Firmung: Der Bischof zeichnet dem Firmling mit Chrisam ein Kreuz auf die Stirn. Chrisam besteht aus Olivenöl, das mit Balsam - dem wohlduftenden Saft der Balsamstaude -oder anderen aromatischen Stoffen vermischt wird. Die Aufbewahrungsgefäße tragen die Aufschrift S.C.: sanctum Chrisma. Chrisam kommt vom griechischen „chrisma“ und bedeutet „Salbung“. Es hängt mit dem Wort Christus zusammen, das eine Übersetzung des hebräischen Wortes Messias ist und „der Gesalbte“ bedeutet. Davon abgeleitet ist die Bezeichnung „Christ(en)“: einerseits als die zu Christus gehörigen, andererseits als in Taufe und Firmung selbst Gesalbte.

·        Bei der Krankensalbungen: Zu ihrer gehören Handauflegung und Salbung von Stirn und Händen mit Krankenöl. Sinn ist eine ganzheitliche, leib-seelische Aufrichtung. Sie schließt eine Sündenvergebung ein. Die frühere Entwicklung zum Sterbesakrament, der so genannten „letzte Ölung“, war eine Einengung, die wieder zugunsten des Gedankens der Heilung verändert wurde. Im Gang der Frauen zum Grab Jesu spielt aber die Salbung des Leichnams eine Rolle, die so von den Christen nicht übernommen wurden.

Zudem werden heilige Öle verwendet bei:

·        Für das Katechumenat, die Einführung von Erwachsenen in den Glauben vor der Taufe an Ostern: zu Beginn der Fastenzeit findet die Feier der Zulassung durch Salbung mit Katechumenenöl statt.

·        Bei der Priester- und Bischofsweihe mit Chrisam.

·        Weihe von Kirche, Altar und Glocken mit Chrisam.

 

Zusammensetzung und Bedeutung

Grundbestandteil der heiligen Öle ist Olivenöl. In der Olive ist die Kraft der Sonne ge­speichert, sie gilt daher als Zeichen der Fruchtbarkeit und Segenskraft. Das Olivenöl dient zur Nahrung, was religiös keine Rolle spielt, und zur Beleuchtung, gebräuchlich noch im Ewigen Licht. Weil Öl auch als Heilmittel, zur Körperpflege und zur rituellen Salbung benutzt wird, hat es Bedeutung im Gottesdienst und bei den Sakramenten gefunden. Die Heilwirkung von Salben leuchtet heute noch ein. Die Salbung war auch eine Ehrerbietung, da gute aromatische Salben oft teuer waren. Sie drückt Würde aus. Könige, Priester und Propheten wurden durch Salbung in ihr Amt eingesetzt. Der erwartete Retter wird als Gesalbter des Herrn, hebräisch Messias, griechisch Christos, lateinisch Christus bezeichnet. Die Salbung mit Chrisam ist ein Zeichen für die Gabe des Heiligen Geistes. Der Gesalbte erhält Anteil am königlichen und prophetischen Priestertum Christi.

 

Die Kirchen der Reformation verwenden kein Öl bei liturgischen Handlungen (mit Ausnahme einzelner Pfarrer). In den orthodoxen Kirchen dagegen spielt es eine wichtige Rolle.

 

Chrisammesse

Am Montag der Karwoche weiht der Bischof im Dom zu Rottenburg die heiligen Öle in der so genannten „Chrisammesse“. Dazu sind Abgeordnete aus der ganzen Diözese Rottenburg-Stuttgart eingeladen, Priester wie Laien, welche als „Ölboten“ einen Teil der Öle für den Bedarf in den Kirchengemeinden in speziellen Gefäßen mitnehmen. Für das Dekanat Esslingen-Nürtingen nahmen in diesem Jahr Herr Kindler und Dekan Magino an der Chrisammesse teil. Die Weihe der Öle in der Karwoche geht darauf zurück, dass der Haupttermin für die Taufe die Osternacht ist. Darum wird in den Tagen zuvor das Öl dafür geweiht. Die Ölweihe ist dem Bischof vorbehalten, in einer Notsituation aber auch jedem Priester möglich.

 

Ölmesse

Im Dekanat Esslingen-Nürtingen werden die mitgebrachten Öle dann in einem eigenen Gottesdienst, der „Öl­messe“, im Münster St. Paul am Dienstag der Karwoche an Vertreter der Kirchengemeinden ver­teilt. In manchen Kirchen gibt es einen speziellen Aufbewahrungsort für die heiligen Öle; so im Müns­ter St. Paul in einer Nische in der westlichen Innenwand. Andernorts werden sie in der Sakristei verwahrt.