Zum Fest des Heiligen Martin

Wenn das von einem Menschen gesagt werden kann, alle Achtung! So ein Mensch hat zwei Extrempole eines Lebens verbunden: Leben und Tod, Angst und Vertrauen.

Wer sich nicht fürchtet zu sterben, hat eine große innere Freiheit und ist unabhängig. Viele Druckmittel werden da sinnlos. Wer sich den An- und Herausforderungen stellt, die "das Leben so bringt", wer beides - Freud und Leid - annimmt, handelt mutig und menschlich, verdient unsere Achtung. Gesagt wurde dies von einem Mann, der 316 n. Chr. in Savaria/Ungarn geboren wurde, Martin von Tours. Als römischer Soldat verweigerte er den Kriegsdienst; er wollte als Christ nicht mehr mit Waffen kämpfen und hätte den Tod dafür auf sich genommen. Der Feind zog ab und er konnte weiterleben. Seinen Besitz teilte er großzügig mit Menschen in Not, die Mantelteilung mit dem Bettler ist weithin bekannt, lebte nach der Entlassung aus der Armee zuerst als Einsiedler, dann als Mönch; er war sanft, gerecht und gewaltlos. Bischof wollte er nicht werden, nahm das Amt aber an, als die Menschen von Tours/Frankreich ihn dazu drängten. Er wurde ein wirklicher Hirte, der für seine Gläubigen sorgte; unermüdlich arbeitete und betete er für den Frieden. Sein Rat war weithin gefragt. Unsere Diözese Rottenburg-Stuttgart ist dem Heiligen Martinus geweiht. Vom 11.11.2015 bis 11.11.2016 hat Bischof Gebhard Fürst ein Martinusjahr ausgerufen. Es korrespondiert mit dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus zu Beginn des Kirchenjahres, am 1. Advent 2015, eröffnen wird.

Wer sich an der Botschaft Jesu Christi orientiert wie Martin von Tours, der kann gar nicht anders als barmherzig sein. Bis zum heutigen Tag gibt es Menschen, von denen wir sagen können: Sie fürchten sich nicht zu sterben und weigern sich nicht zu leben. So zum Beispiel Erzbischof Oscar Romero (El Salvador), die Friedensnobelpreisträgerin Malala (Pakistan), Krankenschwestern und Ärzte in den Krisengebieten diese Erde, alle die sich hier für die Sicherheit und das Leben anderer Menschen einsetzen und dabei ihr eigenes riskieren.

Die Tage vom 8. – 11. November erinnern uns an wichtige Ereignisse, die Reichsprogromnacht (1938) gehört ebenso dazu wie die friedliche Revolution und der Fall der Mauer (1989), beide am 9. November. Zwei Extreme. Wir sehen, wohin es führt, wenn Hass und Gewalt dominieren oder Mut und Gewaltlosigkeit. Der Heilige Martin passt gut in unsere Zeit der Krisen, Unsicherheiten und Ängste. Miteinander teilen im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit kann uns die Angst nehmen, die Augen öffnen für die Not anderer und freigiebig machen. Es kann uns helfen, bewusst zu leben, weil wir das Leben nicht krampfhaft festhalten müssen.

Wer sich für die Aktionen zum Martinusjahr interessiert, findet ab dem 11.11.2015 vielfältige Infos im Netz. Jetzt schon bereit steht www.martinuswege.de